Ben sitzt im Garten. Neben ihm gluckert das kleine Planschbecken. In seiner Hand hält er ein Papierboot, das er selbst gefaltet hat. Er streicht über den Knick im Mast. Heute soll das Boot seine erste Fahrt machen.
Ben wühlt in seiner Hosentasche und sagt: „Ein Boot braucht eine Fahne!“ Dort findet er die bunte Socke, die er oft als Taschentuch benutzt. Für ihn ist das Tuch eine Piratenflagge. Er befestigt sie mit einer Wäscheklammer am Mast.
Ben trägt das Boot vorsichtig zum Planschbecken. Als er dort ankommt, ist die Fahne verschwunden. Nur die Wäscheklammer wippt noch am Mast. Ben blickt überrascht umher. „Wer hat meine Fahne?“, fragt er.
Kasimir liegt unter dem Gartenstuhl. Im Maul klemmt das Sockentuch. Er hat es gestohlen, weil Katzen weiche Dinge interessant finden. Kasimir blinzelt mit verschwörerisch funkelnden Augen. Ben ruft: „Gib die Fahne her, Seeräuber!“
Kasimir springt flink davon. Ben rennt ihm über den Rasen hinterher. Rosalie sitzt auf der Mauer und schaut zu. Ihr lilafarbenes Halsband glitzert im Sonnenschein. Sie gähnt langsam, als wäre ihr alles ganz recht.
Kasimir verschwindet hinter den Blumen. Ben bleibt stehen und presst die Hände an die Hüften. „Ich bin stärker als du!“, ruft er, auch wenn er sich nicht ganz sicher fühlt. Kasimir gibt ein kurzes „Mrrr“ von sich. Es klingt ein bisschen wie ein Lachen.
Ben überlegt sich einen Plan. Wenn er wütend wird, rennt Kasimir nur noch schneller. Vielleicht ist Schlauheit besser als Wut, denkt Ben. Er setzt sich hin, damit er nicht mehr so wild wirkt. „Wir können uns die Fahne teilen“, schlägt er vor.
Kasimir legt das Tuch auf den Boden, schnuppert daran und nimmt es wieder auf. Er spielt begeistert damit. Ben erkennt, dass Kasimir wirklich nur spielen will. Er atmet tief ein. „Dann spiele ich eben mit“, sagt er.
Rosalie steht auf und steigt von der Mauer. An ihrem Halsband hängt ein kleines Glöckchen. Bei jedem Schritt erklingt ein leises Klingeln. Kasimir folgt ihr deshalb wie an einer unsichtbaren Leine. Ben trottet ihnen nach, die Hände voll guter Vorsätze.
Rosalie läuft direkt auf den alten Apfelbaum zu. Das Glöckchen klingelt leise und blinkt immer wieder im Sonnenlicht. Ben bemerkt, dass Kasimir ihr überallhin folgt. „Dein Halsband ist ein Kompass!“, ruft Ben und lacht über seine eigene Idee. Er hat eine Ahnung, wo sich das Tuch befinden könnte.
Rosalie bleibt unter dem Apfelbaum stehen. Kasimir setzt sich daneben und lässt das Sockentuch liegen. Ben denkt, dass das Glöckchen Kasimir angelockt hat. Er hebt das Tuch vorsichtig auf.
Ben klopft den Staub vom Tuch. Dann bindet er die Piratenfahne wieder am Mast fest. Das Boot ist bereit für die Wasserprobe. Kasimir rollt sich zusammen und schnurrt zufrieden. Rosalie putzt sich mit der Pfote die Schnurrhaare.
Ben trägt das Boot zum Planschbecken. Er setzt es auf die Wasseroberfläche. Das Boot schwankt kurz, bleibt dann aber stehen. Die Fahne schlägt im Wind. „Ahoi!“, ruft Ben stolz.
Das Papierboot segelt eine kleine Runde. Ben verfolgt jede Bewegung mit den Augen. Kasimir beugt sich über den Beckenrand und blinzelt neugierig hinein. Rosalie sitzt daneben, gerade und still. Für einen Moment sehen sie alle aus wie echte Seefahrer.
Ben nickt zufrieden. „Manchmal braucht ein Kapitän Hilfe“, murmelt er. Die Katzen schauen ihn an, als hätten sie ihn längst verstanden. Ben lacht leise. „Ein bisschen Hilfe – und ein großes Abenteuer.“
Das Boot dreht eine kleine Runde im Kreis. Die Fahne flattert über dem Wasser. Kasimir und Rosalie liegen nebeneinander. Ben sitzt dazwischen und fühlt sich groß. Das Abenteuer ist zu Ende und das Planschbecken rauscht wie ein leises Meer.